In Vorarlberg wurden gerade fünf Männer angezeigt, diegestern eine Unterkunft für AsylwerberInnen attackiert haben. Alles halb so
wild, beschwichtigt die Staatsanwaltschaft jetzt. Die waren doch betrunken!
Einen rechtsextremen Hintergrund schließt man aus. Aber ist das so einfach?
Die Verharmlosung solcher Attacken hat in Österreich
System. Rauschaktionen, Lausbubenstreiche, nicht-politischer Hintergrund – die Liste
der Erklärungen für solche Taten ist lang. Und alle sind sie falsch. Betrunkene Menschen zünden keine
Asyleinrichtungen an. Betrunkene Menschen schreiben vielleicht SMS, oder schmusen herum. Aber sie werfen keine Steine auf Flüchtlingsheime.
Der
Rausch senkt die Hemmschwelle. Der Hass auf diese Einrichtungen, der aber bestand
schon vorher. Zeugen haben in Vorarlberg rechte Parolen gehört. Kommen die
einfach so im Rausch? Ab wie viel Promille gilt eine Alkoholisierung dann als
Entschuldigung für Rechtsextremismus?
Der Verfassungsschutz spielt da gerne mit. In dem
jährlich erscheinenden Verfassungsschutzbericht finden sich zahlreiche Seiten
über kleine und unbedeutende linke Gruppierungen, die laut BVT brandgefährlich
sind: „Im
Vergleich zum Vorjahr zeigten die Straftaten, die linksextremistischen Gruppierungen
zugerechnet werden konnten, eine steigende Tendenz.“
Und dann
schreiben die Damen und Herren vom Verfassungsschutz: „Im Jahr 2013 ging vom
Rechtsextremismus keine Gefahr für die Demokratie in Österreich aus.“ Damit
haben sie leider Unrecht. Nur weil der politische Arm des organisierten
Rechtsextremismus im Parlament sitzt, bedeutet das noch lange nicht, dass diese
Neonazis harmlos sind.
Polizei, Staatsanwaltschaft und Verfassungsschutz:
Sie alle sind auf dem rechten Auge blind.
In
Deutschland hat sich die Zahl der Anschläge auf Unterkünfte für AsylwerberInnen
im letzten Jahr gegen über 2013 verdreifacht. Einen ganz besonders sprunghaften
Anstieg konnte man im letzten Quartal 2014 beobachten – zeitgleich mit dem
Auftauchen der PEGIDA-Demonstrationen. Zählt man alle Vorfälle zusammen, kommt
man auf etwa 240 rechtsextreme Handlungen, das ist eine in etwa 36 Stunden. Die
Amadeu Antonia Stiftung kommt in ihrer Berechnung sogar auf 486 rechtsextremistisch motivierte Straf- undGewalttaten, Proteste und Kundgebungen gegen Asylbewerber und Flüchtlinge.
Und in
Österreich? Da behauptet die FPÖ: Wir sind PEGIDA. Damit haben sie nicht Unrecht.
Der rechtsextreme Mief und der braune Mob, die in Deutschland die Speerspitze
der PEGIDA bilden, sind in Österreich tief und fest in den Burschenschaften und
der FPÖ verankert.
Alle
zusammen schaffen sie ein Klima, in dem es ganz ok ist, Ausländer zu schimpfen,
körperliche Gewalt gegen sie einzusetzen oder ihre Häuser anzuzünden. Eine
Gesellschaft, in der solche Anschläge verharmlost werden, ist schon sehr weit
nach rechts abgedriftet. Und plötzlich ist eine rechtsextreme Tathandlung normal. Die Verharmlosung solcher Attacken macht also genau
das möglich, was da heruntergespielt werden soll: Gezielte Anschläge auf
AsylwerberInnen. Das ist nicht nur bedenklich, das ist extrem gefährlich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen