Sonntag, 23. April 2023

Von Rattenfängern, Polit-Beratern, Stimmung und ehrlicher Politik.

 In wenigen Stunden geht sie also los, die Mitgliederbefragung. Und seit Tagen wird gestritten, debattiert, diskutiert, und ich lass es mir jetzt auch nicht nehmen, ein paar Gedanken niederzuschreiben, Weil das alles zu lang für Twitter ist, gibts einen Blogpost. Hab ich eh schon sehr lange nimmer gemacht.

Es gibt nämlich ein paar Sachen, die mich wirklich nerven.

Mich nervt, wie Doskozil zum einzigen hochstilisiert wird, der Kanzler kann. Das weiß niemand. Niemand kann sagen, ob Dosko schwarz-blau verhindert oder nicht. Dazu gibts einfach keine ausreichende Evidenz. Aber statt inhaltlicher Diskussionen wird dann gleich wieder gegen die "Lifestyle-Linken" losgeschossen. Mit dabei auch Mandatare, Landesgeschäftsführer und Menschen, die sich eigentlich drum kümmern sollten, dass eine Partei funktioniert. Stattdessen heizen sie ordentlich mit. Das wird ein Spaß, wenn das alles vorbei ist. 

 Mich nervt, wie taktiert wird. Taktieren ist noch niemals gut gegangen.

 Mich nervt, wie Menschen, die das können, Parteiinfrastruktur dazu missbrauchen, um Wahlempfehlungen oder als Information getarnte Wahlempfehlungen aussenden und sich dazu der Parteiverteiler bedienen.

Mich nerven Leute, die mit der Partei massiv Geld verdienen / verdient haben, jetzt ganz genau wissen, was zu tun ist. Offenbar war ihre Beraterleistung nicht sonderlich hilfreich, sonst wär die SPÖ nicht da wo sie jetzt wäre.

Mich nervt, wie abwertend in der Befragung all diese Basismenschen gesehen werden, die die Partei tragen. Die Zeitungen verteilen; Festln organisieren, Heurigenbankerl schleppen und noch so viel mehr. "Der Babler ist ein Rattenfänger, klar fallen die auf den rein" wird mir gesagt, so als wären unsere GenossInnen dumme Menschen, die sich nicht ihre eigene Meinung bilden können.

Mich nervt, wie jetzt darüber diskutiert wird ob Positionen mehrheitsfähig sind oder nicht, so als wäre Politik nicht genau das: Ein Programm haben, und schauen dass möglichst viele Leute davon überzeugt sind.

Die wirkliche Schande an der ganzen Geschichte ist, wie sich die Bundepartei - und dort die Geschäftsführung und die Clique rund um PRW - verhält Sie hat von Anfang an alles unternommen, um diese Befragung zu sabotieren. Das war am Anfang sogar noch irgendwie lustig, mittlerweile wirkt es nur mehr verzweifelt. Der schöne Gedanke an der Abstimmung: Nach dieser Wahl wirds einen neuen BGF geben, davon geh ich aus.

Aber es gibt auch was, das mich motiviert und mir Hoffnung gibt.

Seit über 15 Jahren bin ich jetzt in der SPÖ. Und am Dienstag war der Andi Babler in Wiener Neustadt. Ich hab das gemeinsam mit ein paar anderen organisiert. So eine Stimmung, so ein Knistern, so eine Freude, das hab ich in meiner Partei schon lange nicht mehr erlebt.

Da steht einer, der weiß von was er redet. Da steht einer, der selbst Fabriksarbeiter war, und nicht sein ganzes Leben lang in der Partei gearbeitet und verdient hat. Jemand, der überzeugt seine Meinung vertritt, und nicht alle paar Wochen was anderes. Da steht einer, inmitten von 130 Menschen, und alle hören gebannt zu. Weil jeder weiß: der verstellt sich nicht. Der ist einer von uns. Da war ein Querschnitt der Partei: Neumitglieder und GenossInnen, die seit Jahrzehnten in der Partei sind. GemeinderätInnen, aber auch Leute, die überhaupt nix haben an Funktionen.
 
Ich will, dass sich in der Partei strukturell was ändert. Und das funktioniert nur, wenn dort jemand sitzt, der nicht seit 100 Jahren oder länger verhabert ist. Köpfe austauschen, das reicht nicht. Es braucht einen Neustart in der SPÖ.  Und gleichzeitig braucht es, das haben die Landtagswahlen in Salzburg glaub ich ganz klar gezeigt, ein klares Bekenntnis zu linker Politik - und zwar in Taten, und nicht in salbungsvollen Reden.

Die Stimmung, die ich am Dienstag gespürt hab, die war ehrlich. Die war nicht aufgebauscht, nicht taktisch, nicht weil halt jetzt eine Wahl kommt. Da steht jemand, der mir vor 15 Jahren schon genau das gleiche gesagt hat wie diese Woche: Dass jeder Mensch ein Recht auf ein Leben in Würde hat, mit allem was dazu gehört. Und genau das will ich in meiner Partei, und genau deswegen bekommt der Andi meine Stimme.