Freitag, 20. Januar 2012

Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust!

Am Mittwoch ist, zuerst auf Twitter, dann im Kurier ein Gerücht aufgetaucht: Die SPÖ will angeblich die Notstandhilfe kürzen, bis zu 500 Millionen Euro sollen so eingespart werden. Der Aufschrei war groß: Wie kann die SPÖ, die Partei die eigentlich gegründet wurde, um Leuten wie Notstandshilfebeziehern Rahmenbedingungen für ein besseres Leben zu ermöglichen, wie kann ausgerechnet diese Partei daran denken, bei den Ärmsten der Gesellschaft zu sparen?

Dann hab ich überlegt, warum ich mir das antu. Mitglied einer Partei zu sein, die tagtäglich meinen Interessen wiederspricht, in der Inhalte nicht mehr existent sind, und in der Ideologie nichts mehr zählt, solange man nur loyal genug zum großen Vorsitzenden ist. Ich hab lange nachgedacht, warum ich der SPÖ beigetreten bin, und ob das noch reicht, um nicht meine Mitgliedschaft zurückzulegen.
 
Zum einen glaub ich, dass die Ideale der SPÖ, der sie sich eigentlich seit Anbeginn ihres Bestehens festgeschreiben hat, die Idee von Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, die absolut richtigen Ideale sind, und die Vision, die angeblich noch irgendwo besteht, von der Umwälzung der Gesellschaft, vom Überwinden des Kapitalistischen Systems, durchaus unterstützenswert ist. Das sind meine Ideale, ich glaube an ein besseres Gesellschaftssystem, ich glaube, dass jeder Mensch die gleichen Chancen verdient hat, und die SPÖ kommt meinen politischen und gesellschaftlichen Wertebild durchaus am Nächsten. Zum anderen ist halt leider die Realpolitik - kurz gesagt - zum speiben...

Ich hab mich mal kurzfristig mit den Grünen angefreundet, die sind zwar sattelfest gegen Rechts, aber an den bestehenden Verhältnissen wollen sie nur Korrekturen vornehmen, da fehlt mir einfach das Bekenntnis zum Überwinden der Klassenunteschiede. Auch nicht so ganz das Wahre.

 Und dann gibts aber Leute wie Andi Babler, SP-Stadtrat aus Traiskirchen, der der SP-Spitze schon mal via APA-OTS ausrichtet:

           "Die Sozialdemokratie hätte politisch ernstere Aufgabenstellungen
        zu bewerkstelligen. Gerade jetzt wo die Auswirkungen und
        Krisenanfälligkeit des vorherrschenden ökonomischen Systems so
        offensichtlich sind, wären grundsätzlich alternative Politikansätze
        notwendig."

           "Die SPÖ hat offensichtlich verlernt, die vorherrschenden
        ökonomischen Mechanismen kritisch zu hinterfragen und - so  wie jetzt
        im Interesse der Menschen - konsequenterweise auch in Frage zu
        stellen.

           Anstelle Liebkind von den Rating-Agenturen, die ja
        mitverantwortlich für die aktuellen Krisen sind, zu sein, ist es
        höchste Zeit, sich mit echten Alternativen zum Neoliberalismus zu
        beschäftigen."

Sein heutiges Gastkommentar im Standard zur Causo ORF/Pelinka kann ich ebenfalls unterschreiben.

Oder aber auch die Sektion 8, manche Teile der SJ, Sonja Ablinger, viele Personen in der Stamokap-Bewegung (wenn sie nur nicht so nationalistisch wären...), und noch viele viele mehr,  das sind für mich alles SozialistInnen und SozialdemokratInnen, die durchaus die Partei verändern können. Und dann denk ich mir, Sozialdemokratie ist nicht nur eine Partei, sondern eine Weltanschauung, eine Überzeugung, eine Lebenseinstellung. Ich kann mich guten Gewissens Sozialdemokrat nennen, auch wenn "meine" Partei den Namen Tag für Tag mit den Füßen tritt.

Irgendwie ist die SP ein bisschen wie ein Fußballverein: Es gibt guten Tage, an denen man sich gemeinsam freut, man feiert Meisterschaften und Titel, aber wenn der Absteig droht, steht man trotzdem zu seinem Klub. Ein Austritt aus der SP würde bedeuten, nicht mehr innerhalb der Partei kritisieren zu können, Stimmrechte zu verlieren, und viele Chancen auf die Möglichkeit zur Veränderung aufzugeben. Innerparteiliche Opposition, das triffts wohl am Besten. Wenn die progressiven Köpfe innerhalb der Partei verschwunden sind, dann seh ich schwarz. Hoffentlich wird das nie passieren.

Mittwoch, 11. Januar 2012

Meine Bewerbung als Büroleiter des Generaldirektors im ORF

Da der Job als Büroleiter für Alexander Wrabez öffentlich ausgeschrieben war, hab ich mein Glück versucht. Hier meine Bewerbung:

Betreff: Bewerbung als Büroleiter GD und/oder Assistent GD

Sg. Damen und Herren,
ich möchte mich für beide der oben genannten Jobs bewerben.
Mein Name ist Michael Mayer, ich bin 23 Jahre alt und wohne in Steinabrückl bei Wiener Neustadt. Meine bisherige Berufserfahrung war eher im Informatik-Bereich, ich habe mir aber gedacht, ich würde jetzt gern was mit Medien machen. Social Media und Kommunikation sind ja eh fast das gleiche, das Alter würde mit Wrabez' favorisiertem Kandidaten auch übereinstimmen, und ich wäre auch zu einem Frisurenwechsel bereit. Außerdem bin ich SPÖ-Mitglied und somit ja auch politisch gerüstet für den Job. Außerdem, und das habe ich Pelinka voraus, bin ich Absolvent der Radiowerkstatt Gutenstein, hab also bereits Erfahrung im ORF-Sendebetrieb.
Meine bisherige Berufserfahrung entnehmen Sie bitte dem angehängten Lebenslauf.
Ich freue mich auf ein persönliches Bewerbungsgespräch!
Mit freundlichen Grüßen
Michael Mayer

Eine automatisierte Antwortmail hab ich bereits erhalten, nun wart ich auf die Einladung zum Hearing.

Sogar der Standard zitiert mein Bewerbungsschreiben in seiner morgigen Printausgabe, online kann man den Artikel heute schon lesen.